Nachtrag zum Equal Pay Day

DIE LINKE. KV Solingen.

«Was die Durchsetzung der Forderung ‹Gleich viel Arbeit und gleicher Lohn› für Männer und Frauen bedeuten würde: Männer müssten dann durchschnittlich um zehn Prozent mehr arbeiten, würden aber ein Drittel weniger verdienen. Frauen würden rund zehn Prozent weniger arbeiten, dafür aber fast das Doppelte verdienen.» - JOHANNA DOHNAL 1997 / Österreich

Dies stellte 1997 die sozialistische Politikerin und erste Frauenministerin Österreichs Johanna Dohnal (1939–2010) fest. Was Mitte der 1990er Jahre galt, hat sich seither kaum geändert: Vergleichbar zur Lage in Österreich verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer.

Anders formuliert: Um im Jahr 2021 auf das Durchschnittsgehalt der Männer zu kommen, müssten Frauen bis zum 7. März 2022 erwerbstätig sein. Die Gehaltsunterschiede sind in Westdeutschland bedeutend größer (20 Prozent) als in den östlichen Bundesländern (6 Prozent) – ein Überbleibsel der Sozial- und Beschäftigungspolitik in der DDR (Morgner). Am weitesten klafft die Lücke bei der Rente.

Die Kämpfe von Frauenverbänden, linken Parteien und Gewerkschaften für gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit, familienfreundliche Arbeitszeiten und die Umverteilung der unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern haben sich teilweise in Reformen niedergeschlagen: Seit 2013 gibt es in Deutschland einen bundesweiten Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung (für Klein- und Vorschulkinder), seit 2015 den gesetzlichen Mindestlohn (zu niedrig, aber für viele Beschäftigte im weiblich geprägten Niedriglohnbereich eine Verbesserung), seit 2016 eine Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten
großer Unternehmen (seit 2021 eine ähnliche Regelung auch für Vorstände) sowie seit 2017 das umstrittene Entgelttransparenzgesetz (ohne Instrumente zur Durchsetzung gleicher Bezahlung).

Obschon der Fokus allein auf Gleichstellung stets für Kontroversen unter Feminist*innen gesorgt hat (Goldman; Muraro), bleibt das Diktum der französischen Philosophin Élisabeth Badinter aktuell: «Das Gehalt ist das Thermometer, das uns anzeigt, wie weit wir insgesamt in der Gleichberechtigung sind